Jagemann, Christian Joseph: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 10. Februar 2016, 14:15 Uhr

Christian Joseph Jagemann (1735 Dingelstedt / Eichsfeld – 4.2.1804 Weimar)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Bibliothekar; Italianist

1752 Novize Augustiner-Eremiten-Kloster Erfurt, danach Konstanz; Flucht nach Dänemark, dort Hauslehrer; Rückkehr ins Eichsfeld; nach päpstl. Dispens Regens im Augustinerorden; Weltgeistlicher Florenz; 1774 Dir. d. Emmericianischen Gymnasiums Erfurt; 25.8.1775 Konversion zum Protestantismus; Rat u. Bibl. d. Herzogin Anna Amalia Weimar.

Hrsg. Magazin der ital. Lit. u. Künste, 8 Bde., 1780-1785; Gazzetta di Weimar, 1787-89 [Anast. Nachdruck Tübingen, 1999. Hrsg. v. Harro Stammerjohann].

Antologia poetica italiana, 2 Bde., Weimar 1776-77; Die Geschichte der freyen Künste u. Wissenschaften in Italien, 5 Bde., Leipzig 1777-1781; Briefe über Italien, 3 Bde., Weimar 1778-85; Dizionario italiano-tedesco e tedesco-italiano, Weißenfeld u. Leipzig, 1790 (zahlr. Neuaufl.); Italienische Chrestomatie aus den Werken der besten Prosaisten u. Dichter, 2 Bde., Leiopzig 1794-1796.

„Jagemann lebte in einer Epoche, in der die Tätigkeitsfelder des Literaten, des Sprachwissenschaftlers und des Sprachlehrers noch nicht so stark ausdifferenziert waren wie heute. Lessing ist zweifellos das bekannteste Beispiel für den Universalphilologen des 18. Jahrhunderts, der sich neben seiner literarischen Produktion auch mit sprachtheoretischen, übersetzungskritischen und sprachdidaktischen Fragen beschäftigte. Karl Philipp Moritz, der Verfasser des Anton Reiser, hat eine Italienische Sprachlehre für Deutsche verfaßt, auf die sich Fernow beruft, und Friedrich Diez, der zumindest im deutschen Sprachraum als Begründer der ,wissenschaftlichen‘ Romanistik gilt, hatte zumindest am Beginn seiner Laufbahn nicht nur philologische, sondern auch literarische Ambitionen. Bei Jagemann, der sich selbst sicher als Schriftsteller und nicht in erster Linie als Sprachwissenschaftler verstand, trat die sprachwissenschaftliche und die sprachpraktische Komponente seines Wirkens besonders stark in den Vordergrund. Er hat Herder – offenbar mit mäßigem Erfolg – Italienischunterricht erteilt; er beriet Goethe in metrischen Fragen, insbesondere im Hinblick auf die Terzine, und half ihm bei der Übersetzung der Autobiographie des Benvenuto Cellini. In einem Brief gibt er Goethe grammatische und etymologische Auskünfte zu den Wörtern dilettante, dilettare, dilettarsi in einer Ausführlichkeit und Genauigkeitsbesessenheit, die vom Fragesteller vermutlich nicht erwartet worden war“ (Albrecht, 2006, 137).

Reinhold Köhler, ADB 13, 1881, 642-643; Jörn Albrecht, „Christian Joseph Jagemann und die Anfänge d. deutschen Italianistik“, in: Die Italianistik in der Weimarer Klassik: das Leben und Werk von Christian Joseph Jagemann (1735-1804); Akten der Tagung im Deutsch-Italienischen Zentrum Villa Vigoni vom 3.-7. Oktober 2004,Tübingen 2006, 9-26; vgl. dort auch die Beiträge v. R. Seifert, S. Seifert, B. Raschke, P. Kofler, K. Manger, St. Ferrari.