Jarník, Jan (Johann) Urban

Aus Romanistenlexikon
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Jan (Johann) Urban Jarník (26.5.1848 Pottenstein / Potštejn, Böhmen – 12.1.1923 Prag) ; Sohn eines wohlhabenden Bauern u. Gastwirts

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie; Albanische Sprache u. Literatur; Volkskunde

Stud. Rom. u. Sanskrit Wien; 1874 LA-Prüfung; Realschullehrer Wien; 1876 Prom. (Adolfo Mussafia) Wien; 1878 Habil.; PDoz.; ao. Prof. f. Rom., Tschech. U Prag; 1888 o. Prof.

Ehrenmitgl. Rumän. Akad. d. Wiss. Bukarest.

Drumul pe care am mers, Bukarest 1909 [=Der Weg, den ich gegangen bin; Autobiogr.].

Sprachliches zum rumänischen Volksmärchen, 1877; Index zu Diez etymologischem Wörterbuch der romanischen Sprachen, Berlin 1878; Zur albanischen Sprachenkunde, Leipzig 1881; Neuer vollständiger Index zu Diez‘ etymologischem Wörterbuche der romanischen Sprachen: mit Berücksichtigung von Schelers Anhang zur fünften Auflage, Heilbronn 1889; Gespräche mit verwundeten Soldaten rumänischer Abkunft, Prag 1914.

„Einer der ersten Schüler Mussafias war […] Johann Urban Jarník […], der mit Ausgaben altokzitanischer sowie altfranzösischer Texte hervorgetreten ist und einen verdienstvollen Index zu Diez‘ etymologischem Wörterbuch […] erarbeitet hat. Jarníks Hauptinteresse galt jedoch dem Rumänischen, das lange Zeit für eine Art von slawischer Sprache gehalten worden war. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich jedoch, beeinflußt von der theresianischen Aufklärung, die ,Siebenbürger Latinistenschule‘ gebildet, die den rein lateinischen Charakter des Rumänischen sowie die Kontinuität des romanischen Lebens in Dazien behauptete; in diesem Umfeld entstand auch die vermutlich erste Grammatik des Rumänischen, die Elementa linguae Daco-Romanae sive Valachicae (Wien 1780) der Theologen Samuel Klein-Micu und Gheroghe Şincai. […]

Für Jarník, der ja aus der Mussafia-Schule hervorgegangen war, standen jedoch weniger die linguistischen Aspekte im Vordergrund als vielmehr die philologische Erfassung der rumänischen Volksdichtung in Siebenbürgen, von der er auch wertvolle Sammlungen herausgegeben hat. Eng verbunden mit der rumänischen Philologie ward sein zweiter Schwerpunkt, das Albanische, zu dessen Erforschung ebenfalls Miklosich angeregt hatte; Jarník veröffentlichte Übersetzungen albanischer Volksliteratur sowie philologische Studien und hat dadurch zusammen mit Miklosich und dem in Graz lehrenden Gustav Meyer (1850-1900) zur Begründung einer altösterreichischen Albanologie beigetragen“ (Mair, 2003, 264-265).

HSchA Nr. 05065-05093; ÖBL 3, 1965, 82; Mair, 2003, 264-265; Vodrážková-Pokorná, Die Prager Germanistik, 2007, 442, bes. 89-91.