Pollak, Wolfgang

Aus Romanistenlexikon
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Wolfgang Pollak (28.11.1915 Mürzzuschlag, Steiermark – 9.1.1995 Wien); Sohn von Arthur Adolf Pollak (1883-1952); Ehemann der Romanistin Michèle Pollak

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Sprachwissenschaft

Volksschule Wien; 1935 Matura Bundeserziehungsanstalt Wiener Neustadt; Stud. Rom. u. Germ. Wien; Lektor U Wien f. Dt. für Nichtdeutsche; 1946 Lehramtsprüfung, die dem Sohn eines jüd. Vaters zuvor aus rassischen Gründen verweigert worden war; nach seiner Entlassung als „Halbjude“ aus der Wehrmacht wurde ihm aufgrund eines eigenen Gesuchs 16.3.1942 die germ. Prom. gestattet; 1947/48 Lehrer am Akad. Gymnasium Wien; 1948-51 Lektor f. Dt. Lille; Licencié-ès-lettres Lille; 1952/52 Lektor Besançon; 1958 Habil. Wien; 1963-70 o. Prof. Frankfurt a. M.; 1970 o. Prof. Wien; 1985 em.

Zeitweise Obmann der Sektion Hochschullehrer im Bund Sozialdemokratischer Akademiker (BSA); 1970-73 Vors. d. Verbands der Österr. Neuphilologen; 1987-95 Präs. d. Österreichischen Ges. f. Semiotik (ÖGS).

Romanistik integrativ. FS für Wolfgang Pollak. Hrsg. v. Wolfgang Bandhauer u. Robert Tanzmeister, Wien 1985; In memoriam Wolfgang Pollak, Wien 1996 (Österr Ges. f. Semiotik, Semiotische Berichte).

Der Nachsatz im Nibelungenlied, [Wien] 1942, masch. (Diss.); Fallstricke des französischen u. deutschen Wortschatzes – Pièges des vocabulaires allemands et français, Wien 1956; Studien zum „Verbalaspekt“ im Französischen, Wien 1960; Strategien zur Emanzipation. Bildungspolitik, Didaktik u. Soziolinguistik, Wien 1973; Was halten Österreicher von ihrem Deutsch? Eine sprachpolitische u. soziosemiotische Analyse der sprachlichen Identität d. Österreicher, Wien 1992.

„Es mag nun scheinen, daß die institutionsgeschichtlichen Meriten Wolfgang Pollaks im Rahmen dieser Würdigung eines großen Gelehrten etwas übergewichtig präsentiert wurden. Ich habe diesen durchaus auffälligen Aspekt seines Wirkens jedoch deshalb herausgegriffen, weil sich hierin als sehr nahmen Weggefährten meine persönliche Betroffenheit wohl am deutlichsten ausdrücken dürfte. Ich konzediere, daß es mir ein gleichrangiges Anliegen wäre, Pollaks auch inhaltlich bestimmenden breiten und zugleich tiefen Einfluß (nicht zuletzt auf meine eigenen Arbeiten) nachzuvollziehen, zum Beispiel anhand des (nur scheinbaren) Begriffswandels von ,emanzipatorischer Semiotik‘ (ein Anspruch, der nie aufgegeben wurde!) zu ,Sozio-Semiotik‘. Oder anhand des Zusammenwachsens der Anliegen Wolfgang Pollaks und seiner unmittelbaren Schüler, sich in einer Erweiterung ,integrativer‘ Soziolinguistik zu einer Soziosemiotik ausdrückend, mit jenen der aus anderen Richtungen Hinzugekommenen, bei denen zunächst philosophische, soziologische, sozialpsychologische, politologische, soziostrageschiche und verwandte Momente (z.B. sogar soziobiologische) im Vordergrund standen, um zur Formel ,Sozio-Semiotik‘ zu gelangen. Ob nun mit oder ohne Bindestrich, der Nuancierungen andeuten mag, die österreichische Semiotikszene (und nicht nur jene Wiens: zu erinnern wäre diesbezüglich etwa an die Wortprägung ,Sozio-Semiologie‘ des Poragonisten der Salzburger Gesellschaft für Semiologie SIGMA, Georg Schmid) hat sich sehr stark anhand des Begriffspaars Sozio-Semiotik profiliert, und Wolfgang Pollaks Anteil hieran ist überproportional“ (Bernhard, 1996, 112).

Christmann / Hausmann, Deutsche und österreichische Romanisten, 1989, 18, 232, 234; Jeff Bernhard, „In memoriam Wolfang Pollak (28.11.1915-91.1995)“, ZfSem 18, 1996, 105-113 (P); „Wolfgang Pollak (1995-1995): Aufklärer – Forscher – Lehrer. Vorsitzender des VÖN von 1970-1973“, Moderne Sprachen 39-41, 1995, 91-94; Tanzmeister, Zeichen des Widerspruchs, 2002, 70; Hammerstein, Die Johann Wolfgang Goethe-Universität, 2012, 480-482.